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Montag, 03. Juni 2024

Austausch zum Thema gleichberechtigter Tanzsport im DRBV

Am 23. Mai 2024 fand ein offener Austausch zum Thema gleichberechtigter Tanzsport im DRBV statt, zu dem die Arbeitsgruppe Equality eingeladen hatte. Eine gemischte Gruppe an Boogie-Woogie und Rock’n’Roll Sportlern und Funktionären fand sich zu einem anregenden Gespräch zusammen, zu dem nachfolgend eine Zusammenfassung abgebildet wird.

Eingangs stellte Cosma Bothe eine Präsentation zur Aufarbeitung des Themas vor und stellte fest, dass alle Anwesenden den kürzlich veröffentlichten Blog auch gelesen hatten. Sie arbeitet noch einmal heraus, dass derzeit die Paardefinition im DRBV am biologischen Geschlecht festgemacht ist. Die Ausrichtung des DRBVs als Leistungssportverband sollte sich jedoch nicht über eine Geschlechterzusammensetzung definieren, da auch gleichgeschlechtliche Paare Höchstleistungen erzielen können. In der Vorarbeit hat sich die Gruppe  mit den unterschiedlichen Turniersportkategorien im DRBV auseinandergesetzt und herausgearbeitet, dass im Boogie-Woogie die Startklassen in ihrer Altersstruktur gleichgeschlechtlichen Paaren geöffnet werden können und sollten. Im Rock’n’Roll gibt es bereits Ladies- und Girls-Formationen, für die eine Umdefinition komplexer wäre, aber man könnte Paarformationen öffnen. Die Arbeitsgruppe hat sich u.a. mit dem Schweizer Rock’n’Roll Verband kurzgeschlossen, bei dem seit diesem Jahr die Startklassen geöffnet sind. Darüber hinaus wurden andere Sportarten, wie z.B. Eiskunstlaufen befragt. 

Cosma lädt zur Diskussion ein, worauf sich bereits eine große Mehrheit der Anwesenden darauf einigt, dass es für Boogie-Woogie sehr unkritisch betrachtet wird. Ein Beispiel betrifft ein junges Mädchenpaar. Die Möglichkeit, an Turnieren teilzunehmen, war nicht nur eine Rettung diese Sportlerinnen bei unserem Sport zu behalten, sondern sich auch weiterzuentwickeln und andere zu motivieren. Wenn es diese Möglichkeit nicht gegeben hätte, wäre eine gesamte Jugendgruppe aus einem Verein weggebrochen. Aber jetzt möchte man natürlich die Möglichkeit haben, gemeinsam mit der Jugendgruppe aufzusteigen und sich auch weiter auf diesem Weg zu begeben. Insbesondere sieht man im Jugendbereich sehr viel Potential dafür. 

Bundestrainer Boogie-Woogie, Johannes Hien, kommentiert, dass die Ausnahmeregelung für Cosma Bothe und Sarah Solga, in der B-Klasse starten zu können, die richtige Entscheidung war, denn die Leistung ist da. Da der DRBV sich als Leistungssportverband sieht, sollte dies auch die einzige Metrik sein, die bei der Diskussion zu berücksichtigen ist. Sportler und Sportlerinnen sollten sich unabhängig vom Geschlecht aus dem Breitensport  in den Leistungssport hinein entwickeln können und dürfen. 

Nino Haydl kommentiert, dass gemischtgeschlechtliche Paare die gleichen Herausforderungen haben. Wenn beispielsweise im Rock’n’Roll die Größenverhältnisse in gemischtgeschlechtlichen Paaren nicht passen, ist das Leistungspotential gleich gering, wie wenn es sich um gleichgeschlechtliche Paare handelt. In dem offenen Austausch wurden Themen der Rollenbetitelung z.B. Leader & Follower und Base & Flyer diskutiert. Auch erste Ideen zur Kleidungsordnung wurden besprochen.   

Während unter den anwesenden Rock’n’Roll-Vertretern klar herausgearbeitet wird, wie positiv die Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare im Breitensport aufgenommen wird, gibt es auch kritische Stimmen, dass mit dem Thema zu schnell umgegangen wird. Man wünscht sich mehr Zeit, mehr Tiefe zu Themen, wie z.B. ob eigene Startklassen für gleichgeschlechtliche Paare geschaffen werden sollen. Ebenso wird sich ein breiteres Abholen der Rock’n’Roll Gesellschaft gewünscht. 

Ausbildungskonzepte für Trainer und Trainerinnen und Wertungsrichter und Wertungsrichterinnen sind derzeit auf gemischte Geschlechter ausgelegt.

Ebenfalls wurde hinterfragt, wie die ehrenamtlichen Kapazitäten bestmöglich eingesetzt werden können. Aktuell möchten manche Trainer und Trainerinnen gleichgeschlechtliche Paar nicht im Turniertraining mitfördern, da die internationale Perspektive noch nicht gegeben ist.Darüber hinaus gibt es international auch Solo- oder Solo-Duo-Angebote, an denen man sich orientieren könnte. 

Insbesondere gehen die Meinungen zu gemeinsamen oder getrennten Startklassen sehr auseinander. Es hat sich herauskristallisiert, dass die Schaffung weiterer Startklassen einen Mehraufwand für den Verband aber auch für betroffene Turnierausrichter bedeutet, der insbesondere undankbar erscheint, wenn wenig bis keine Paare an den Start gehen und damit gegebenenfalls die Startklassen nicht angeboten werden. Es wurde hinterfragt, ob die eigenen Startklassen langfristig eine eher realisierbare Perspektive wären. Gegebenenfalls könnte man als Pilot für eine Saison die Startklassen öffnen, Erfahrungswerte sammeln und dann nächste Schritte ausarbeiten.

Mit Blick auf die Zeitfrage werden auch die anderen Verbände gestriffen. Im DTV gibt es Equality als eigenen Fachverband, der sich aber aufgrund der positiven gesellschaftlichen Entwicklung zu diesem Thema immer mehr in der Existenzfrage sieht. In Österreich sind die Standard-Latein-Klassen bereits für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet, was aber auch ein Prozess über mehrere Jahre hinweg war. In der WRRC wurde das Thema zum zweiten Mal besprochen, da es durch die Öffnung in den Nordländern nur für Boogie-Woogie thematisiert wurde. Die nordischen Länder haben alle Startklassen geöffnet. Deutschland und die Schweiz möchten hier in jedem Fall die Erfahrungswerte der Öffnung in der Schweiz auf der Mitgliederversammlung der WRRC im Frühjahr 2025 thematisieren. Im DRBV besteht die Herausforderung, dass ein höherer Kommunikationsaufwand und viele Multiplikatoren notwendig sind, um die Basis zu erreichen, was man sich aufgrund eines weiteren Zeitraums auch erhofft. 

Seitens Verbandsärztin Dr. Renate Sacker gibt es keine medizinischen Einwände, den Sport für gleichgeschlechtliche Startklassen zu öffnen. Sie verweist dabei auf die Sportakrobatik, wo es auch unter gleichgeschlechtlichen Paaren funktioniert. Das messen auf Leistungsniveau ist das Wichtigste und wenn man dadurch auch wieder mehr Vielfalt und Menge an Sportlern generiert und in die Leistungsspitze führt, warum nicht? 

Präsidentin Katrin Kerber ergänzt abschließend, dass wir unbedingt darauf achten müssen, so gut es geht die Menschen an der Basis “und ihre Sportseelen” abzuholen. Ihr ist bewusst, dass man es nicht jedem Recht machen kann, aber wenn sich eine Mehrheit findet und die Idee aus ganzem Herzen trägt, dann ist es der einzig richtige Weg. Sie kann sich auch ein stufenweises Vorgehen vorstellen, da die Boogie-Woogie- und Rock’n’Roll-Saison ohnehin zeitlich verlagert laufen. Cosma Bothe beendet um kurz nach 22:00 Uhr den offenen Austausch mit einem Dankeschön für die wertvollen Inputs.

 

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