Das ließ das Herz des Boogie-Tänzers höher schlagen. Einer der jüngsten Vereine im DRBV hat sich getraut. Als erstes Turnier gleich das ranghöchste Turnier! Da wird nicht gekleckert. Anders als die meisten Boogie-Woogie Vereine konzentriert sich die Boogieschmiede auf den Turniersport. Der Breitensport fühlt sich dennoch sehr wohl, einbezogen und ist gerne bereit, so eine Veranstaltung für die Vereinskameraden zu wuppen. Immerhin galt es auch in zwei Klassen um den Titel zu kämpfen.
Moderator Johann Preuhs führte galant durch den Abend, der mit einer Schweigeminute für den verstorbenen Wolfgang Steuer begann. Man sah viele bekannte Gesichter aus der niederbayerischen Boogieszene, die einst eine der erfolgreichsten im Boogie Turniersport war. Was ist geschehen? Die Boogieschmiede baut wieder auf, vielleicht finden sich auch andere Verein, die mitmachen? Das Turnier läuft reibungslos, wenngleich der Zeitplan durch positiv aufgenommene Ergänzungen zum Programm ein wenig in Verzug gerät. So bedankt sich der Nationalkader bei Bundestrainer Familie Gleixner und bedauert deren Abschied aus der Position. Die Boogie-Woogie Main Class bietet dem Publikum noch ein amüsantes Komikprogramm, bei dem Vereinsvorstand Christoph Pecher das Opfer des Telefonscherzes war. Nicht zu vergessen, der Siegertanz unserer Main Class, der schon zum festen Programmpunkt zu jedem Turnier wird. Wir gratulieren den Titelträgern Nicola Götzer und Paul Siegl bei den Junioren, Theresa Sommerkamp und Elian Preuhs in der Main Class und Cornelia Versteegen und Stephan Eichhorn bei den Senioren.
Die nachfolgenden Worte sollen das Highlight der Deutschen Meisterschaft nicht schmälern, dennoch war sie ein guter Anlass, ein paar Themen im Boogie-Woogie offen anzusprechen. Noch nie habe ich sooft wie in den letzten Wochen gehört: „Das war im Boogie-Woogie schon immer so!“ Nun, wir haben seit über 10 Jahren so wenig Paare in der Hauptklasse wie nie! Wann werden wir merken, dass es WIR ALLE sind, die diese Szene gestalten? Wann werden wir merken, dass WIR ALLE etwas ändern müssen, damit sich unsere Szene verändert? Wir wieder mehr Tänzer für den Turniertanz begeistern…
Der Deutsche Boogie-Woogie holt im Jahr 2019 den Europameister und Vizemeistertitel sowie den Weltmeister- und Vizeweltmeistertitel, wenn auch auf getauschten Plätzen. Eigentlich fair. Eigentlich ein toller Titel. Dennoch ziehen beide Paare ein Ende ihrer Karriere in Betracht, bzw. ein Paar ist bereits beim Heimatverein nicht mehr für den Titelkampf angetreten. Warum? Gesprochen wird viel. Ein Paar greift wieder zur Tat und die Szene ist traurig und erschüttert. Seit vielen Jahren schaffen wir in der Jugendklasse tolle Titel zu ertanzen. Wenn es dann um die Königsklasse geht, verlieren wir die Paare und irgendwie liegen immer wieder dieselben Szenarien an. Können wir es schaffen, hier eine Veränderung zu bewegen? Können wir es schaffen, ein Verständnis dafür entwickeln, dass wir nur gemeinsam stark sind. Wenn wir alle unsere Stärken in EINEN Topf, für ein GANZES TEAM werfen.
Mir war an diesem Abend insbesondere wichtig, Familie Gleixner und Familie Preuhs nebeneinander auf der Bühne zu haben und für ihr Engagement zu ehren. Familie Gleixner hatte vor zwei Jahren die Chance ergriffen, ihren Fußabdruck neben die großen Fußstapfen von Leo Beck, Familie Punk und Familie Preuhs zu setzen. Der DRBV, die Paare des Nationalteams waren mit ihrer Arbeit sehr zufrieden und bedauern den Verlust sehr.
Die Stelle des Bundestrainers ist ausgeschrieben. Wer traut sich unter dieser Konstellation an die Aufgabe heran? Wir haben drei starke und erfahrene Tanzpaare und den Europameister, die eigentlich gerne mit Zuwachs Deutschland in 2020 vertreten wollen. Wir haben alle Aussichten auf einen sportlichen Erfolg, weil die Paare viel Erfahrung mitbringen, aber auch starke Heimtrainer im Hintergrund haben. Schaffen wir es, uns auf den Sport zu konzentrieren und neidlos miteinanderzuarbeiten? Schaffen wir es, unsere Stärken gegenseitig anzuerkennen, in einen Topf zu werfen, wie auch neue Wege zu gehen? Sind wir alle dabei?
Abschließen möchte ich meine Worte mit der wiederholten Anerkennung der Leistungen von Familie Beck, Familie Preuhs und Familie Gleixner für unseren Sport. Die Ehrennadeln wurden aus tiefstem Herzen vergeben insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass es immer mehrere Seiten der Betrachtung gibt. Wie unser Weihnachtsmotto in diesem Jahr: Alles Wissen über die Wirklichkeit geht von der Erfahrung aus und mündet in ihr. Also lasst uns gemeinsam neue Erfahrungen machen!
Katrin Kerber
- Präsidentin DRBV e.V.