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Samstag, 11. Mai 2024

Gleichberechtigung im Turniersport

In der Arbeitsgruppe Equality hat der DRBV es sich zur Aufgabe gemacht, den Turniersport im DRBV gleichberechtigt zu gestalten, ohne Einschränkungen aufgrund der Geschlechter. Das Ziel ist es, jedem Turnierpaar - unabhängig von der geschlechtlichen Zusammensetzung - die Teilnahme an Turnieren über das Breitensportniveau hinaus zu ermöglichen und damit Gleichberechtigung zu schaffen.

Unsere Arbeitsgruppe besteht aktuell aus drei Hauptmitgliedern: Sarah Solga, Nino Haydl und Cosma Bothe, wir sind alle aktive Turniertänzer und Tänzerinnen im Boogie-Woogie. Darüber hinaus werden wir von unterschiedlichen Personen im Rock’n’Roll unterstützt. Wir freuen uns, wenn Dich das Thema interessiert und ebenfalls Teil des Teams werden möchtest!

In Vorbereitung auf den offenen Austausch am 23. Mai um 20:00 Uhr, möchten wir einen Überblick unserer Ziele und den am häufigsten gestellte Fragen geben:

Wieso soll sich was ändern?
Aktuell dürfen im Rock'n'Roll und Boogie-Woogie gleichgeschlechtliche Paare ausschließlich auf Breitensportebene Turniere tanzen. Damit ist ihnen ein Aufstieg in die nächsthöheren Klassen aufgrund ihrer Geschlechterzusammensetzung nicht erlaubt. Für die Tanzpaare bedeutet dies, dass ihre Leistung nicht anerkannt wird und Ihnen die Möglichkeit der Weiterentwicklung genommen wird. Diese künstliche Begrenzung für die Paare soll aufgehoben werden, sodass alle, die miteinander tanzen wollen, ihre Leistung mit anderen Paaren auf ihrem Niveau messen können. Zusätzlich ist diese Begrenzung auch nach der Satzung des DRBV sowie des Bundes Grundgesetz und Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz diskriminierend.

Was soll sich ändern?
Der Satz aus der TSO §1.1.11 "Ein Tanzpaar muss immer aus einer männlichen und einer weiblichen Person bestehen.” soll zu "Ein Tanzpaar muss immer aus einem Leader und einem Follower bestehen." geändert werden.

Was würde sich damit im Boogie-Woogie ändern?
Wir wollen, dass im Boogie-Woogie alle Tanzklassen für Tanzpaare unabhängig von der Geschlechterzusammensetzung geöffnet werden. Die Rollen des Tanzpaares bleiben dabei bestehen. Der Leader beginnt seinen Schritt mit dem linken Fuß, und der Follower mit dem rechten. Die Rollen können innerhalb eines Turnierjahres nicht gewechselt werden und werden im Startbuchprofil festgehalten.

Was würde sich damit im Rock'n'Roll ändern?
Wir wollen, dass im Rock’n’Roll alle Tanzlassen außer Girl- und Lady-Formationen für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden. Die Maßstäbe an tänzerischen, akrobatischen und turnerischen Fähigkeiten werden jedoch in allen Startklassen beibehalten. Wir wollen also keine neuen Startklassen schaffen. Vielmehr wollen wir allen Paarkonstellationen, die die Leistungsanforderungen beherrschen, die Möglichkeit geben, ihr Können auch unter Beweis zu stellen.

Was würde sich bei Formationen im Rock’n’Roll ändern?
In Paar-Formationen dürfen sowohl gemischte wie auch gleichgeschlechtliche Paare gleichzeitig teilnehmen. Ein Tanzpaar wird wie bisher auch anhand der Kleidung als solches erkennbar sein. Damit hätten auch Paarformationen die Möglichkeit, die Geschlechtszusammenstellung frei zu wählen. Bei Girl- und Lady möchten wir die bisherigen Formate beibehalten, da es mit den Showformationen bereits eine Alternative für gemischte Gruppen aus Einzeltänzer und Tänzerinnen gibt. Gemischte Formationen mit gleichgeschlechtlichen Paaren haben durch die Öffnung der anderen Klassen trotzdem die Möglichkeit, als Formationsgruppe teilzunehmen.

Muss man da nicht zwischen Rock’n’Roll und Boogie-Woogie unterscheiden?
Die physischen Voraussetzungen und Fähigkeiten, die für beide Tanzsportarten erforderlich sind, sind geschlechtsunabhängig. Zudem ist der DRBV ein Verband, der gleichermaßen für Rock'n'Roll und Boogie-Woogie zuständig ist und daher gleiche Chancen und Rechte für alle Tanzpaare unabhängig ihrer Sporartzugehörigkeit gewährleisten soll.

Sollten gleichgeschlechtliche Paare nicht lieber in einer eigenen Klasse starten?
Die Trennung gleichgeschlechtlicher Paare in eine eigene Tanzklasse ist unnötig, da die Leistungsfähigkeit nicht vom Geschlecht abhängt und die Qualität des Tanzens unabhängig davon ist. Zudem gibt es in der aktuellen Turnierlandschaft oft nicht ausreichend viele gleich-geschlechtliche Tänzerinnen und Tänzer, um separate Klassen zu rechtfertigen. Wir sollten im Rock'n'Roll auch die Identität des Sports als dynamischen Tanz mit hochkarätigen Akrobatiken wahren und die Vielfalt innerhalb der Disziplin fördern.

Wie sieht es mit der Chancengleichheit aus?
Die sportliche Leistungsfähigkeit sollte nicht anhand des Geschlechts der Person skaliert werden. Auch für gemischte Tanzpaare gibt es aufgrund der Physis des Einzelnen oder aufgrund der Zusammensetzung des Tanzpaares Grenzen im Turniersport. Beispielsweise wird ein kleinerer Mann mit einer größeren Frau bei bestimmten Akrobatiken ebenfalls an Grenzen stoßen - dies wird bei manchen gleichgeschlechtlichen Paaren nicht anders sein. Es ist aktuell allen gemischten Paaren, unabhängig von ihrer Eignung gestattet, an Turnieren teilzunehmen und sich selbst einzuordnen. Diese Chancengleichheit wollen wir auch für gleichgeschlechtliche Paare. Die Leistung eines Paares sollte immer unabhängig von der Geschlechterzusammensetzung beurteilt werden. Auf Breitensportniveau, wo wir bereits Erfahrungswerte sammeln konnten, sehen wir die Chancengleichheit als gegeben.

Werden gleichgeschlechtliche Paare dann anders bewertet?
Gleichgeschlechtliche Tanzpaare sollten innerhalb der Startklasse genauso bewertet werden wie gemischte Paare. Basierend für Rock’n’Roll auf “Technik, Tanz und Akrobatik” und für Boogie-Woogie auf “Grundschritt, Basic Dancing, Tanzfiguren und Musikinterpretation”.

Welche Grundsätze zur Gesundheit sind zu beachten?
Aktuell ist es für Tänzer und Tänzerinnen aus unterschiedlichen Klassen verpflichtend, eine Sporttauglichkeitsprüfung nachzuweisen. Diese Sporttauglichkeitsprüfung wird auch für gleichgeschlechtliche Tanzpaare in den betroffenen Tanzklassen ebenso verpflichtend sein.

Ist die körperliche Belastung der Akrobatik für gleichgeschlechtliche Paare, z.B. Damenpaare nicht zu hoch?
Das kommt auf die Paarkonstellation an. Niemand wird gezwungen, mitzumachen - es soll lediglich ein Angebot sein. Gegebenenfalls hat das Paar vielleicht mehr Stärken im Tanz. In der Schüler-, Junioren- und C-Klasse ist Akrobatik nicht verpflichtend. Paare, die keine Akrobatik zeigen, verzichten aber auf mögliche Punkte. Wie bisher liegt es auch hier in der Verantwortung der Trainer und Trainerinnen, festzustellen ob ein Tanzpaar die körperlichen Voraussetzungen mitbringt, die für die angestrebten Tanz- und Akrobatikfiguren nötig sind. Wir gehen davon aus, dass auch bei gemischtgeschlechtlichen Paaren die Konstellation eine Auswirkung auf das Potential hat.

Chancen und Potenziale
Wir sollten jeden sich für den Turniersport begeisternden Tänzer fördern und eine faire Chance geben, sich über den Turniersport weiterzuentwickeln und seinen Verein zu vertreten. Derzeit gibt es einen Überschuss an Mädchen und Frauen im Tanzsport - warum sollten wir also deren Talent und Potenzial verschwenden, indem wir ihnen die Teilnahme an Turnieren verweigern? Dadurch werden auch die Turniere im Allgemeinen attraktiver, da es mehr Teilnehmende gibt und wir die Grundlage für ein diverses Teilnehmerfeld schaffen. Auch wird eine breitere Zielgruppe, insbesondere in der Jugend, für den Turniersport angesprochen.

Wie sieht es mit anderen Ländern im WRRC aus?
Deutschland hat die Chance sich mit dieser Änderung im WRRC klar zu positionieren und Vorreiter zu sein. Die ersten Länder haben eine Änderung bereits vorgenommen: Finnland, Schweden und zuletzt die Schweiz. Frankreich ist aktuell auf tanzübergreifender Ebene ebenfalls im Prozess. Mit den anderen Ländern zusammen streben wir auch eine Änderung der Regeln auf internationaler Ebene an.

Gibt es solche Veränderungen auch in anderen Sportarten? Was können wir davon lernen?
Tänzerisch sind die Swingtänze West Coast Swing und Lindy Hop ebenfalls für gleichgeschlechtliche Paare auf Internationaler Ebene geöffnet.
Ja, es gibt vergleichbare Sportarten, welche die Geschlechtertrennung bereits aufgehoben haben. Eine davon ist der Verband “Skate Canada” für den Eiskunstlauf sowie Eistanz. Ihre Begründung auf Anfrage:
“In Kanada darf man nicht nach Rasse, Geschlecht usw. diskriminieren. Dies war natürlich Teil der Diskussion, da die Einschränkung, wen man als Partner oder Partnerin in seinem Sport wählen kann, sich darauf auswirkt. Außerdem handelt es sich um eine Sportart, bei der die meisten Teilnehmer Frauen sind, so dass ein großer Teil dieser Änderung der Entwicklung der Athleten dient. Das Modell der gegengeschlechtlichen Partner schränkt die Anzahl der Frauen auf diejenigen ein, die an Paar- oder Eistanzkathegorien teilnehmen können, die einen männlichen Partner finden können. Daher ist nur eine begrenzte Gruppe in der Lage, an diesen Kategorien teilzunehmen und ihre Fähigkeiten in ihnen zu entwickeln. Durch die Öffnung für gleichgeschlechtliche Paare können wir mehr Teilnehmer und Teilnehmerinnen erreichen und die Entwicklung dieser Personen fördern.” (Simon Austin, Skate Canada 1. Mai 2024)
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) befasst sich mit der Förderung und Gleichstellung aller Geschlechter im Sport sowie den sich daraus ableitenden Handlungsfeldern in dem Fachbereich “Diversity“. https://gleichstellung.dosb.de/ueber-uns

Woran erkenne ich dann, wer Leader und Follower ist?
Die tanztechnische Ausführung der Rolle ist in der Turniersportordnung festgehalten und wird auch für gleichgeschlechtliche Paare nicht anders angesetzt.

Wie soll die Förderung von gleichgeschlechtlichen Tanzpaaren aussehen?
Gleichgeschlechtliche Tanzpaare sollen die gleichen Förderungsmöglichkeiten wie gemischtgeschlechtliche Tanzpaare haben.

Können gleichgeschlechtliche Paare dann auch Deutscher Meister werden?
Ja, wenn sie sich wie alle anderen Paare qualifizieren und auf der DM die entsprechende Leistung erbringen.

Können gleichgeschlechtliche Paare auch in den Landes- und Bundeskader berufen werden?
Landeskader: Ja, denn der Zielwettkampf der Landeskader ist das bestmögliche Ergebnis auf der deutschen Meisterschaft
Bundeskader: Der Zielwettkampf der Bundeskader ist die Weltmeisterschaft, die von einem übergeordneten Verband ausgerichtet wird. Deswegen ist es anzustreben, diese Öffnung auch auf dieser Ebene zu erreichen und sich darauf vorzubereiten.

Ist das nicht Ressourcenverschwendung in den Landeskadern, wenn die Paare sowieso nicht in den Bundeskader dürfen?
Im Landeskader bereiten wir die Weltmeister von übermorgen vor. Wenn die WRRC öffnet haben wir einen strategischen Vorsprung - und wenn nicht, dann haben wir exzellent ausgebildete Sportler und Sportlerinnen, die als Vorbilder und potentielle Trainer und Trainerinnen die nächsten Generationen von Paaren trainieren können.

Verändert das unsere Turniere?
Der Turniersport lebt von seiner Vielfalt auf hohem Ausführungsniveau. Konkurrenz belebt das Geschäft. Gute Paare sind Vorbilder für andere Paare. Mit mehr Konkurrenz steigt das Leistungsniveau auf den Wettkämpfen und macht unsere Turniere attraktiver für das Publikum. Mehr mögliche Turnierpaare steigern die Attraktivität, Turniere auszurichten und ziehen ggfls. neues Zuschauerpotential an.

Was sind die nächsten Schritte?
Die notwendigen Anpassungen der TSO entlang der Zeitrichtlinien für Änderungen dieser Ordnung in Zusammenarbeit mit dem DRBV Sportaussschuss zu erarbeiten. Die Vorbereitung eines Antrags auf dem Annual General Meetings der WRRC 2025. Wenn gewünscht, weitere Informations- und Austauschveranstaltungen mit der Arbeitsgruppe Equality und weiteren gewünschten Akteuren und Akteurinnen.

 

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