Für den Rock`n`Roll-Sport und den DRBV ist damit einer seiner wertvollsten Mitbegründer von uns gegangen - manche Dinge nimmt man wie selbstverständlich hin, und man merkt erst, dass sie fehlen, wenn sie fehlen - Idi wird uns fehlen! Er war immer wie selbstverständlich da, doch sein großer Einfluss auf unseren Sport ist heute vielen Leuten weniger bekannt. Deshalb möchten wir hiermit nicht nur Abschied nehmen, sondern einen liebevollen Menschen würdigen, der fast 50 Jahre mit ganzem Herzen den Rock’n’Roll-Sport gelebt hat. Es gibt schließlich einen Grund, warum der ganze Verband ihn bei seinem Spitznamen genannt hat.
Als Jugendlicher ging Idi, wie damals die gesamte Jugend der 1970er, in eine Tanzschule und erlernte dort die klassischen Gesellschaftstänze. Bei der Familie Hofmann fiel die Wahl, aufgrund ihres Heimatorts, auf die Tanzschule Trautz in Augsburg. Während es seinen Bruder Hans mehr zu den Lateintänzen zog, begeisterte Idi sofort der Rock’n’Roll. Auch weil ein frisch gebackener Rock’n’Roll-Europameister aus der Schweiz nach Augsburg gekommen war, um dort als Tanzlehrer zu arbeiten und mit seinen Rock’n’Roll-Künsten zu begeistern wusste. Einige Zeit wurde im “Downtown“, einem Clubbereich der Tanzschule, trainiert und gefeiert und auch erste Wettkämpfe ausgetragen. Dem Ansturm an Mitgliedern musste schnell Tribut gezollt werden und es musste in größere Räumlichkeiten und eine andere Organisationsstruktur gewechselt werden. Idi war Gründungsmitglied des daraus resultierenden RRC (Trautz) Augsburg. Sowohl als Tänzer, aber auch als Präsidiumsmitglied, etablierte er seinen Heimatverein sowie die nachfolgenden Vereine in der aufstrebenden Wettbewerbslandschaft, denn die Rock’n’Roll-Welle schwappte aus Italien und der Schweiz mit enormer Geschwindigkeit nach Deutschland über. Auch an der Gründung des Bayerischen Rock’n’Roll-Verbandes (1981) und der Zusammenführung der sich entwickelnden zwei Bundesverbände (1983) war Idi beteiligt.
Sportlich wird Idi nicht unbedingt als der ehrgeizigste Tänzer beschrieben - das Aufwärmen beschränkte sich regelmäßig auf ein absolutes Minimum. Die Zigarette zwischen den Tanzrunden, und vor allem das Weißbier vorm Finale, waren seine Markenzeichen. Er trainierte nach dem Motto “Entweder es läuft oder es läuft halt nicht.“ Im Akrobatikkatalog gibt es bis heute eine “Schulterkugel lateral” – also eine Schulterkugel, bei der die Dame “verkehrt herum" steht und mit der Front nach oben um die Schulter gedreht wird. Weil die gewöhnliche Kugel nicht so recht funktionieren wollte, dreht Idi seine Partnerin kurzerhand um und geboren war eine neue Variante. Letztlich gab ihm der Erfolg recht. Es folgten nicht nur der Aufstieg in die A-Klasse, sondern auch die Nominierung in die Nationalmannschaft. Seine sportliche Karriere erhielt die Krönung mit dem Weltmeistertitel bei der Team-WM 1982.
Nach seiner aktiven Karriere wechselte er in die Funktion als Trainer und betreute in den nächsten Jahren unter anderem Vereine aus Augsburg, Mering, Laupheim und Ulm. Zusätzlich zu seiner Vereins- und Verbandsarbeit gestaltete er das Wertungssystem mit, das dem neu gegründeten deutschen Rock’n’Roll-Verband als Grundlage dienen sollte. So stammen die Safety Levels, die über 30 Jahre Bestandteil der Turniersportordnung (TSO) waren und noch heute in Teilen bei der WRRC niedergeschrieben sind, unter anderem seiner Feder. Er gehörte zu den Antreibern, die den Rock’n’Roll-Sport in Deutschland in den 80ern und 90ern größer gemacht haben. Er diente stets als Mentor für Tänzerinnen und Tänzer, begeisterte Außenstehende für unseren Sport und motivierte Aktive zu einer Fortführung ihrer Karriere als Übungsleiter, Trainer, Wertungsrichter, Vorstandsmitglieder und für die Verbandsarbeit. Als Wertungsrichterdozent arbeitete er stets an den Weiterentwicklungen des Bewertungssystems. Kaum eine Wertungsrichterin oder Wertungsrichter der 90er und 2000er wurde nicht von ihm ausgebildet oder zumindest geprüft. Auch international war Idi tätig und vertrat über 20 Jahre die deutschen Farben in der Jury auf den Turnieren der WRRC.
Und das Wichtigste: All das machte er gerne und agierte stets mit seiner bekannten Ruhe. Er prahlte nicht mit seinen Erfolgen oder Errungenschaften und begegnete immer allen auf Augenhöhe. Er vertrat seine Meinung, ohne zu streiten. Er führte gerne Diskussionen, ohne zu belehren oder persönlich zu werden. Er hörte immer zu und akzeptierte andere Standpunkte. Er lebte nach dem Motto “Jeder ist ein besonderer Mensch!" und ließ dies auch seine Mitmenschen spüren.
Als 2014 das Wertungssystem digitalisiert und gravierende Änderungen vorgenommen wurden, entschied sich Idi, nicht weiter als Dozent tätig zu sein und einer neuen Generation Platz zu machen. Er stellte sich der Herausforderung die Neuerungen des Systems zu erlernen und blieb der Rock’n’Roll-Szene in seiner Funktion als Wertungsrichter weiterhin erhalten. Auch als sich sein Krankheitszustand verschlechterte, schaffte er Möglichkeiten, weiterhin aktiv am Turniergeschehen teilzunehmen. Nach seinem Umzug, zurück in die Heimat, hatte er mit Roland Stockmaier einen Freund (und ehemaligen Schützling, der von ihm an den Sport, die Vereins- und Verbandsarbeit sowie den Wertungsrichterbereich herangeführt wurde) an der Seite, der ihn mit zu den Turnieren nahm und Wege ermöglichte, dass er Teil von seinem Sport bleiben konnte. Sein Ulmer Freund Markus Aubele sorgte als Turnierleiter auf vielen Turnieren im Süden ebenfalls dafür, dass Idi weiter seiner Leidenschaft nachkommen konnte.
Idi‘s letzter Einsatz als Wertungsrichter war genau vier Wochen vor seinem Tod auf der Deutschen Meisterschaft der Rock’n’Roll-Paare im Juni 2024 in Essenbach. Er hatte die Lizenznummer 006 und war mit 40 Jahren als Wertungsrichter der dienstälteste aktive Offizielle des Verbands. Mit weitem Abstand hatte er die meisten Wertungsrichtereinsätze bundesweit. Er war Ehrenmitglied des DRBV und trug die Ehrennadel in Gold als Wertungsrichter und Turnierleiter.
Mit Idi ist ein Urgestein des deutschen Rock’n’Roll-Sports von uns gegangen, der Generationen von Tänzerinnen und Tänzern, Wertungsrichterinnen und Wertungsrichtern, den DRBV und allgemein Rock’n’Roll-Begeisterten geprägt hat. Er hat die Basis unseres Sports mitgestaltet und ist ein großartiger Teil unserer Rock’n’Roll-Familie gewesen. Wir ziehen den Hut vor deinem Lebenswerk und sagen von Herzen: Danke, Idi!