Der DRBV war in diesem Jahr mit 2 Vertretern und 3 Gästen vor Ort. Während Tim Eisenreich und Katrin die Stimmen des DRBVs als Delegierte vertraten, waren darüber hinaus Stefan Stahl für die Judging Commission, Tobias Bludau als Gast und Leo Beck als Kandidat des DRBV für den Posten des VP Legal Affairs in Zagreb.
Der Samstag begann mit diversen Workshops, die zu sehr interessanten Diskussionen führten. Fred Pasqualin hat als Vertreter der Sports Commission einen Vorschlag zur Veränderung des Akrobatik-Bewertungssystems vorgestellt. Während man aus seiner kurz gefassten Vorab-Dokumentation nicht wirklich viel ableiten konnte, wurde es durch die Erläuterung etwas klarer: Die WRRC wünscht sich mehr Vielfalt in den Grundformen der Akrobatiken und möchte daher neue Gruppierungen mit entsprechender Bewertung der Schwierigkeitsgrade einführen. Stefan, Tim und Tobias können die Grundidee nur unterstützen, weisen aber eindringlich auf den Bedarf entsprechender Vorbereitungszeit in den Nationen hin. Bis spätestens Mitte 2025 müssen mehr Details vorliegen, um diese Änderung in der WRRC Saison 2026 angehen zu können. Es geht ja nicht nur um die detaillierte Ausarbeitung, sondern auch die entsprechende Ausbildung von Wertungsrichtern, Coaches und nicht zuletzt ausreichend Trainingszeit für die Paare. Neben den positiven Aspekten für die Sportart an sich, werden auch positive Aspekte für das Expansionprojekt herausgearbeitet, da durch diesen Ansatz der Einstieg für neue Paare vereinfacht wird.
Stefan stellt anschließend in Vertretung der Judging Commission die geplante Aktualisierung der Bewertung des Tanzes vor. Er bezeichnet es als eine eher Evolution als Revolution und er bestätigte uns gegenüber vorher, dass dieser Bereich nun näher am deutschen System liegt.Primär soll zwischen technischem Wert (im deutschen System: Wertigkeit) und Ausführung unterschieden werden. Beide Aspekte werden sowohl auf die einzelnen Elemente (Figuren) als auch die Gesamtdarbietung angewandt. Als nächster Schritt ist die Detail-Ausarbeitung der Dokumente und nachfolgend auch hier die Ausbildung aller Anspruchsgruppen wichtig.
Im Anschluss daran ging es um zwei Vorschläge zum Umbau der Wettbewerbsstruktur: Einerseits zugunsten eines 8-er Finales und eines linearen Qualifikationsansatzes innerhalb eines Turniers und andererseits um die Beschränkung von Nationen im Finale, um mehr Vielfalt im Finale abbilden zu können. Der zweite Bereich wurde 2022 von Deutschland in Ausarbeitung von Matthias Baumann und Lukas Brauer als Antrag gestellt und damals als Aufgabe für das Präsidium umformuliert. Der Antrag war 2022 mit großer Mehrheit angenommen worden, traf 2025 jedoch eher auf eine Kontroverse. Am Ende einigte man sich darauf, dass das Präsidium das Thema weiter im Auge behält, es aber u.a. in noch Post-Covid-Zeiten sowie im Hinblick auf die World Games kein guter Zeitpunkt ist. Wir müssen weiterhin mehr Paare für unseren Sport gewinnen und da helfen solche Einschränkungen nicht wirklich.
Nach einer kurzen Pause erläutert Präsidentin Mirjam Kerpam Itzak kurz den neuen Vertrag mit der WDSF, in dessen Rahmen die WRRC ihre “Associate Membership” fortsetzen kann. Während der Mitgliedsbeitrag 20% des Verbandsvermögens ausmacht und eine beträchtliche Summe darstellt, weist Mirjam darauf hin, dass wir die Einrichtungen der WDSF in vollem Umfang nutzen können. Diese sind u.a. die Anti-Doping Vorkehrungen der International Testing Agency, das Ethikkomitee und weitere, wie aber auch, dass es einen gewissen Schutz für die WRRC und unseren Sport darstellt. Durch die Mitgliedschaft behält die WRRC ein internationales Allein-Vertretungsrecht der Sportarten Rock’n’Roll, Boogie-Woogie und Lindy Hop.
Lena Arvidsson, VP Marketing und Expansion stellte im Zusammenhang mit dem Bestreben der WRRC mehr Tänzer, mehr Länder und mehr Kontinente zu gewinnen, Projekte für Schulen vor, an denen unsere Sportart vorgestellt und unterrichtet werden kann, aber mit der Perspektive insbesondere internationale Studenten zu erreichen, die dann mit ihrer entsprechenden Nationalität auch lokal starten können.
Im Rahmen der Einladung zu den Workshops hatte die WRRC die Nationen auch eingeladen, ihre Gedanken und Ideen zur Unterstützung der „Road Back to the World Games“ vorzubereiten und dabei konkret den DRBV angesprochen, um einen Einblick zu geben. Katrin bereitete eine kurze Präsentation vor, die eine Mischung aus Einblick in die aktuelle Struktur und damit verbundene Lobbyarbeit gab, ein Status-Update nach dem letzten Gespräch mit der WDSF, dem DTV und der WRRC in Stuttgart sowie einen interaktiven Teil darstellte. Leider wurden die Diskussionen immer wieder sehr retrospektiv, insbesondere durch die Beiträge der Präsidentin des WRRC beeinflusst, es kamen wenig konkrete Vorschläge aus dem Gremium. So blieb es im Wesentlichen bei den Aufrufen Deutschlands an die Nationen, in ihren Ländern die entsprechenden olympischen Strukturen zu nutzen und die Stimme des Rock’n’Rolls so lauter werden zu lassen, sowie auch solidarisch zu denken. Zu guter Letzt kann auch die digitale Vernetzung in entfernte Länder dabei helfen, neue Kontinente zu erreichen. Die WRRC schloss den Workshop mit dem Satz: “Eigentlich wissen wir, wie es geht und was zu tun ist”. Damit werden wir nun mal sehen, wie es weitergeht.
Wir nutzen abschließend noch die Gelegenheit, Fragen zu den kürzlich angekündigten International Open loszuwerden. Aus der Not mangelnder World Cups heraus hat sich die WRRC entschieden, ihre wichtigsten Einzelsportklassen (BW alle Klassen, RR CS und FS) für die Ausrichtung von International Open freizugeben, und zwar mit einer pauschalen Turniergebühr von nur 200 Euro (unabhängig von Kategorie). Voraussetzung ist, dass zu 50% WRRC Lizenzierte Wertungsrichter eingesetzt werden müssen und aus dem internationalen Starterfeld auch nur Paare starten dürfen, die eine WRRC Startberechtigung haben. Es kann das jeweilige nationale Wertungssystem mit der entsprechenden Technik verwendet werden. Wir werden über unsere Beteiligung bei diesen Turnierformaten auf der nächsten Präsidiumssitzung sowie auf der nächsten DOSB Trainerteambesprechung sprechen und dann entsprechend informieren, wie wir weiter damit umgehen.
Am Sonntag startete das General Meeting mit 33 stimmberechtigten Delegierten und Gästen. Alle Präsidiumsmitglieder ergänzten zu ihren Berichten die Wichtigkeit der Mitgliedschaft im WDSF, die Notwendigkeit, Turnierausrichter zu finden sowie mehr Tänzer für unseren Turniersport zu gewinnen. VP Communications, Bartek, bot dabei auch an, Nationen bei der lokalen Promotion des Sports zu unterstützen.
Nachdem es keine Fragen zu den Berichten gab, kam es sehr flott zu den Wahlen des VP Legal Affairs, für den zwei Kandidaten empfohlen wurden: Leo Beck für Deutschland und Gergely Fargasz für Ungarn. Beide Kandidaten stellten sich kurz vor und die Abstimmung ging knapp mit 18/12 Stimmen für Leo aus. Wir gratulieren an dieser Stelle nochmals.
Da im nächsten Jahr Neuwahlen des WRRC Präsidiums anstehen, musste auch das Election Committee benannt werden. Es gab 5 Kandidatenvorschläge aus denen ein Frauenteam bestehend aus Outi Pavola, Finland, Sissel Myren, Norwegen und Katrin vom DRBV gewählt wurde. Outi wird dabei die Leitungsfunktion übernehmen.
Nach einer kurzen Pause ging es dann in die Anträge der Länder, beginnend mit dem Antrag der Ukraine, in dem es um die Verlängerung der Sperre für Russische Tänzer und Funktionäre ging, der mit 16 Ja, 5 Nein und 8 Enthaltungen positiv beschieden wurde. Zum zweiten Antrag der Ukraine, den Formationen im Finale die Möglichkeit eines kurzen Videoclips zum Thema/Inhalt ihrer Formation zu geben, kommentierte Katrin, dass wir darin die Gefahr der Beeinflussung von Wertungsrichtern sehen, da u.a. die Qualitäten tolle Videos zu produzieren zu unterschiedlichen Wahrnehmungen und Beeinflussung führen könnten. Es gab noch weitere eher ablehnende Wortmeldungen, was dann auch zu einer Ablehnung des Antrags mit 11 Ja, 16 Nein und 3 Enthaltungen führte.
Katrin stellte kurz den Antrag zur Lautstärkeregulierung vor und inhaltlich stimmten viele Anwesenden zu. Mirjam entgegnete jedoch, dass Vorschläge zur Umsetzung und zur Konsequenz fehlten. Konkret also, wer soll die Lautstärke regelmäßig prüfen und was wäre die Strafe bei Verstoß. Die WRRC unterbreitete den Kompromiss, die 90 Dezibel als Richtwert in die Ausrichterhinweise aufzunehmen, woraufhin Katrin den Antrag zurückzog. Zum zweiten Antrag zur Zulassung gleichgeschlechtlicher Paare für die Boogie-Woogie-Rising-Star Kategorie ergänzte Katrin, dass man sich in Deutschland bewusst nur für eine Öffnung im Boogie-Woogie entschieden habe. Im Rock’n’Roll gibt es derzeit drei Lager:
- Die komplette Ablehnung aus sportfachlichen und kulturellen Gründen, im Sinne der Definition unserer Sportart.
- Die Zulassung unter der Bedingung, dass es eine eigene Startklasse gibt, wobei man sich aber noch nicht auf einen Aufbau und Struktur einigen konnte und auch mit Anlaufschwierigkeiten im Sinne von zu wenig Paaren zu rechnen sei.
- Die komplett freie Zulassung in den gemischten Klassen nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Vermeidung gesellschaftlicher und sozialer Diskriminierung.
In internen Diskussionen zwischen Tim und Tobias als Vertreter der Bundestrainerteams im Rock’n’Roll und Katrin wurde insbesondere kritisiert, dass es nach mehreren Monaten kein Feedback zum offenen Brief des Trainerteams zu diesem Thema gab und dass man den Antrag daher nicht unterstützen kann. Auch die Ausnahmegenehmigung für ein baden-württembergisches Schülerpaar durch den SAS wurde stark kritisiert.
Innerhalb des WRRC Gremiums bekam der Antrag zu Boogie-Woogie große Unterstützung aus Nordeuropa und der Schweiz. David Borg aus Schweden ergänzte insbesondere, dass Boogie-Woogie viel Turnierkonkurrenz durch die kommerziellen Angebote der Festivals hat, bei denen es keine Begrenzung gibt. Er sieht das große Risiko, diese Paare an diese Angebote zu verlieren. Mirjam ergänzt darauf hin, dass 2025 bisher das zweite Jahr ist, wo diese Kategorie nicht ausgetragen wird. Katrin ergänzt, dass Länder mit betroffenen Paaren ggfls. durch die Freigabe motiviert werden könnten. Der Antrag wird mit einem knappen Stimmenverhältnis von 14 Ja, 12 Nein und 3 Enthaltungen angenommen.
Die Slowakei stellte verschiedene Anträge, zu denen meist hinterfragt wurde, was der Antrag eigentlich sei. Insbesondere der Antrag zur Einführung einer zweiten Altersklasse im Boogie-Woogie-Senior Bereich wurde von der Boogie-Commission kommentiert, dass die Paarstruktur und Menge dafür nicht gegeben sei. Die Slowakei zieht alle Anträge zurück.
Bezüglich des Antrags für max. 2 Tänzer bei Junioren-Formationen eine Altersausnahme zu machen, der mit 7 Ja, 18 Nein und 5 Enthaltungen abgelehnt wurde, wird die Sport Commission sich das Thema weiterhin genauer anschauen.
Unter dem Punkt Verschiedenes fragt Katrin das Gremium nach einem Meinungsbild zu einer Rangliste für Formationen, insbesondere bei den Ladies. Sie erklärt, dass es für eine Förderung dieser Kategorie in Deutschland hilfreich und wichtig wäre. Das Präsidium bietet an, dieses Thema zu diskutieren und beim nächsten General Meeting anzubringen. Abschließend kündigt das Präsidium den Termin für das General Meeting 2026 an, das vom 13.-15.03.2026 in Wien stattfinden wird.